Die Gewinner der LeadAwards 2018

Christoph Amend, Brigitte Huber, Robert Pölzer, Ricarda Messner, Marion Horn, Stephan-Andreas Casdorff, Lorenz Maroldt und Jochen Wegner sind die Blattmacher und Digital Leader des Jahres

Die Print- und Onlinebranche nimmt die Herausforderungen der medialen, kulturellen, technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen mit Entschlossenheit an.


Am 11. Dezember 2018 wurden in Hamburg auf Kampnagel die 25. LeadAwards 2018 verliehen. Die LeadAcademy hat den begehrten Medienpreis in diesem Jahr einer umfassenden Restrukturierung unterzogen. Erstmals stehen die Köpfe und Macher der Magazin-, Zeitungs- und Onlinetitel im Vordergrund. Die Personalisierung des Preises versteht die LeadAcademy vor dem Hintergrund von Fake-News-Debatte, Manipulationsvorwürfen und Hate-Post-Eskalationen als notwendiges Signal zur Stärkung einer freien, unabhängigen, couragierten Presse. In Zeiten, in denen Journalisten und Blattmacher angegriffen werden, in denen ihre Rolle in Frage gestellt und ihre Lauterkeit angezweifelt wird, halten wir es nur für logisch, sie als Personen in den Vordergrund zu rücken, sie persönlich auszuzeichnen und ihnen damit persönlich für ihre Leistung und Beharrlichkeit zu danken", sagt Markus Peichl, der die LeadAwards seit 18 Jahren leitet.

Um das gesamte Spektrum blattmacherischer Leistungen zu berücksichtigen, wurden die LeadAwards erstmals in vier Magazin- und zwei Zeitungskategorien verliehen. Dazu kommt die Auszeichnung Digitalleader für den besten Onlinemacher.

Die Gewinner der LeadAwards 2018:

Kategorie Magazin Debatte
Gold - Blattmacher des Jahres: Christoph Amend, Chefredakteur "Zeit Magazin"
Jury-Begründung: Christoph Amend hält einen Standard, den andere erst gar nicht erreichen, überrascht immer wieder, ohne bemüht zu wirken, erfindet sich neu, ohne sich untreu zu werden. Gesellschaftlich relevante Reportagen, investigative Stories, intime Einblicke in das, was keiner sehen will, der kunstvolle, schockierend-ästhetische Blick auf die Folgen der Erderwärmung von oben, aufgenommen vom Meisterfotografen Paolo Pellegrin. Verlorene Mädchengesichter, wenn sie in den Spiegel gucken, und nicht für Selfies posen - kein Magazin zeigt uns die äußere und innere Verfasstheit der Welt gekonnter als das "Zeit Magazin".

Silber: Rainer Schmidt und Claudius Seidl, Redaktionsleiter "Frankfurter Allgemeine Quarterly"
Jury-Begründung: Ein neues Magazin, eine neue Herangehensweise, eine neue, eigenständige Gliederung und Sprache - kein Copy and Paste. Rainer Schmidt und Claudius Seidel greifen auf anglosächsische Magazintraditionen von "New Yorker" bis "The Atlantic" zurück, aber sortieren sie neu. Kluge, fundierte Analysen über die neue Sehnsucht nach Autokratie und Rechtspopulismus. Empfehlungen für Reisen, die den Unterschied machen: In die Fremde, das Weltall, die Idylle, den Exzess. Dazu in jeder Ausgabe die Rubrik "FAQ", Antworten auf Fragen, die sich keiner stellt, aber jeder gerne beantwortet hätte. "FAQ" - ein Magazin, das unseren Geist auf die Probe stellt und belebt.

Bronze: Christian Krug, Herausgeber "Stern Crime", und Giuseppe di Grazia, Chefredakteur "Stern Crime"
Jury-Begründung: Lust und Tod, Schuld und Sühne, Verbrechen und Leidenschaft. Krug und di Gracia beweisen mit "Crime", dass lange Texte und ausführliche Analysen ein probates Mittel sind, um in der digitalen Fast-Food-Welt hohe Auflagen und nachhaltige Erfolge zu erzielen. "Crime" macht vor, wie zeitgemäßer Journalismus geht: Spannende, packende Reportagen. Minutiöse, seriöse Recherche. Keine Über- und keine Untertreibung. Keine Angst vorm Abgrund oder vor der Überhöhung. In der breiten Nische steckt die Kraft.

Kategorie Magazin Lifestyle
Gold - Blattmacherin des Jahres: Brigitte Huber, Chefredakteurin "Brigitte", "Brigitte Woman", "Brigitte Wir", "Brigitte Mom", "Barbara" und "Guido"
Jury-Begründung: Mit der "Brigitte" leitet Brigitte Huber so etwas wie die letzte große General-Interest-Zeitschrift für Frauen. Mode, Wohnen, Gesellschaft, Politik, Psychologie, alle Themen werden abgedeckt, möglichst viele Frauen sollen sich darin wiederfinden. Mit "Brigitte Woman" richtet Sie sich an Frauen über 40, bietet einen ähnlichen Themenmix, schneidert ihn aber zielgenau auf die Bedürfnisse der Best- oder Anti-Ager zu. "Brigitte Wir" wiederum bedient die Frauen in der dritten Jahreshälfte, reflektierter, nachdenklicher, ruhiger, gelassener. "Brigitte Mom" hat schließlich jüngere Mütter im Visier, und auch hier trifft Huber genau den richtigen Ton: Frisch, zupackend, euphorisch. Weil vier "Zeitschriften" nicht reichen, erfindet Huber zusätzlich "Barbara", das Magazin von und mit Barbara Schöneberger. Keiner wollte glauben, dass das Blatt ein Erfolg wird " aber es wurde es. Und was für einer. Originell, eigenständig, unverwechselbar. Schönebergers Unbekümmertheit, Hubers Kreativität " das macht "Barbara" so authentisch, so glaubwürdig, so erfolgreich. Und weil"s so gut funktioniert, kommt jetzt das nächste Huber-Baby auf den Markt: It"s a boy! "Guido", die männlichste Frauenzeitschrift aller Zeiten, von und mit Guido Maria Kretschmer.

Silber: Christian Boros, Herausgeber "Die Dame"
Jury-Begründung: Eigentlich ist Christian Boros Werber. Aber mit der "Dame" legt er ein publizistisches Glanzstück im Lifestyle-Segment hin. Mit viel Intuition und Leidenschaft mischt er Mode, Kunst und Stilbewusstsein. Nicht um ihrer selbst Willen, sondern um ein neues Selbstverständnis der Frau zu beschreiben. Ästhetik dient der "Dame" zur Definition des Inneren, das Innere zur Definition von Eleganz. Porträts von großen, stilprägenden Frauen wie Sophie Rois oder der unvergessenen "Vogue"-Chefredakteurin Angelika Blechschmidt finden in der "Dame" ebenso Platz, wie gekonnte, zeitgemäße Mode- und Homestories, die sich kurzlebiger Aufgeregtheit und substanzloser Trendsucht nonchalant entziehen. In der Serie "Zu Gast" überlässt Boros Dutzende Seiten berühmten Künstlerinnen: Jenny Holzer. Oder Zanele Muholi. Mit der "Dame" gelingt Boros ein eindrucksvolles Bekenntnis zur Magie von Print.

Bronze: Sinja Schütte, Chefredakteurin "Flow", "Living at Home" und "Hygge"
Jury-Begründung: 2013 übernahm Sinja Schütte die Chefredaktion von "Living at Home" und baute das Magazin zu einem gehobenen Guide fürs häusliche Leben aus: Einrichten, Kochen, Gärtnern, Couchen, Sich Wohlfühlen. Kurz darauf startete sie "Flow", eine Zeitschrift aus der neuen Gattung der Mindstyle-Magazine, die in den Niederlanden erfunden wurde: Aus dem Inneren schöpfen, sich selbst ergründen, sich selbst vertrauen, gelassen und zufrieden sein. Das Dasein stylen, nicht das Aussehen. Das neue Konzept, die neue Idee, die neue Sprache " Schütte beherrscht sie mit Bravour. Sie macht "Flow" nicht, sie lebt es. Glaubwürdig, kompetent, leidenschaftlich. 2017 setzt Schütte auf ihren "Flow"-Erfolg einen drauf: Sie gründet "Hygge" " eine Art "Flow" für jüngere, hippere Leser, mit derselben rettenden Botschaft: S.O.S. " Style our Souls.

Kategorie Magazin Popular
Gold - Blattmacher des Jahres: Robert Pölzer, Chefredakteur "Bunte"
Jury-Begründung: Man kann niemanden überholen, wenn man in seine Fußstapfen tritt. Diesen Grundsatz beherzigte Robert Pölzer, als er die "Bunte" von der "Über-Chefredakteurin" Patricia Riekel übernahm. Und wie: Er definierte die "Bunte" neu. Unbekümmert, lustvoll, mit handwerklicher Verve. Großes Magazin-Kino bei typischen "Bunte"-Themen wir der Hochzeit von Harry und Meghan. Missbrauchs-Bekenntnisse von deutschen Schauspielerinnen in der MeToo-Debatte, sachlich, unaufgeregt, gut recherchiert. Gleichzeitig beherzte Verjüngung des Promi-Personals und Layout-Botox für eine zeitgemäßere Aufmachung. Und eine Bambi-Verleihung, die der großen "Bunte"-Gala wieder einen echten internationalen Touch verleiht. Wer eine alte Dame so jugendlich strahlen lässt, weiß, wie Blattmachen geht.

Silber: Uwe Bokelmann, Chefredakteur "TV Movie", "TV 14", "TV Hören und Sehen", "Happinez" und "Einfach sein"
Jury-Begründung: Mit "TV Movie", "TV 14" und "TV Hören und Sehen" erreicht Uwe Bokelmann 3,3 Millionen Leser, "TV Movie" positioniert er dabei auch journalistisch als Vorreiter im Programmie-Segment. Mit "Welt der Wunder" macht er Deutschlands größtes, meistverkauftes Wissensmagazin, ein Blatt für die Faszination am scheinbar Unerklärlichen und die Macht des Wissens. Mit "Happinez" gründete er das erste deutsche Magazin aus der neuen Trend-Gattung der Mindstyle-Magazine: Zeitschriften fürs Seelenwohl und die Perfektionierung der inneren Werte. Mit "Einfach Sein" und "Good Health" legt er in dieser Gattung jetzt nach " wie immer perfekt gemacht, präzise zusammengestellt und punktgenau auf die Zielgruppe ausgerichtet.

Bronze: Sabine Ingwersen, Chefredakteurin "Tina", "Bella", "Laura", "Alles für die Frau" und "Meins"
Jury-Begründung: Breitenwirksame, massentaugliche Frauentitel. Zeitschriften mit Human-Touch und Ratgeberfunktion " seit Jahren ein schwieriges Segment, weil Frauen selbst im Massenmarkt heute anders ticken. Sabine Ingwersen hat das Segment mit großem blattmacherischem Gespür neu belebt. Vor allem das Flaggschiff "Tina" hat sie auf das veränderte Rollenverständnis von Frauen zugeschnitten: Tierschutz, Klimaschutz, Naturschutz, Engagement " alles mit viel Gefühl, viel Emotion. Human Touch für die zeitgemäße, selbstbestimmte Frau. Und auf den Kochseiten kein "zurück zum Herd", sondern der pralle Genuss. Sabine Ingwersen beweist: auch scheinbar verstaubte Magazinkonzepte kann man erfolgreich renovieren.

Kategorie Independentmagazin
Im Bereich der Independentmagazine wurde bei den LeadAwards erstmals der Porsche Award vergeben, mit dem besonders innovative und mutige Blattmacher ausgezeichnet werden.

Gold - Blattmacherin des Jahres: Ricarda Messner, Publisher "Flaneur" und "Sofa"
Jury-Begründung: Eine einzige Straße, in jeder Ausgabe eine andere " beleuchtet aus den verschiedensten, vielfältigsten Blickwinkeln. Das ist "Flaneur", ein Magazin, das es so nirgendwo gab, bis Ricarda Messner es erdachte und machte. Wir sehen die Hausfassaden an uns vorbeiziehen, begegnen den Menschen davor und dahinter, hören Anekdoten, die hier jeder kennt, und Geheimnisse, die allen verbogen bleiben sollen. Dann bringt Messner "Sofa" heraus. Ihr zweites Magazin, wieder mit einem ganz besonderen, eigenen Konzept. Diesmal ist es der Look, die Sprache, die gekonnte, verquere Mischung aus Trash-Ästhetik und liebenswürdigem Anders-Sein. Ricarda Messner definiert mit "Sofa" die Popkultur für die Millenials neu. Nicht mehr und nicht weniger.

Silber: Götz Offergeld, Publisher "Numéro Berlin", "Numéro Homme", "Fräulein" und "Intersection"
Jury-Begründung: Genau genommen ist "Numero" ein französisches Kultmagazin. Aber noch genauer genommen hat Götz Offergeld daraus ein eigenständiges, zeitgemäßes Berlin-Magazin mit internationalem Renommee gemacht. Gestartet als eine deutsche Lizenzausgabe drückt Offengeld dem Magazin seinen Kreativstempel auf, bis es die Originalausgabe klar übertrumpft Dann "Numero Homme". Dieselbe Entschlossenheit, derselbe Erfolg. Offergeld schafft ein Männermagazin, das mit den stilprägenden, avantgardistischen Vorreitern aus New York, Paris und Amsterdam mithalten kann. Gleichzeitig bringt er "Fräulein" heraus, schafft damit ein unprätentiöses, neuartiges Frauenmagazin, das an deutsche Stil- und Modetraditionen anknüpft, aber die Brücke zur internationalen Szene schlägt. Und er verlegt weiterhin "Intersection", das etwas andere Automagazin, mit dem er als Independent-Herausgeber startete.

Bronze: Oliver Gehrs, Publisher "Dummy"
Jury-Begründung: Seit fünfzehn Jahren hält Oliver Gehrs eisern am Konzept monothematischer Ausgaben fest: Alle vier Monate ein Heft zu einem aktuellen, polarisieren Begriff " von "Lügenpresse" bis "Schwarz- Weiß". Jedes Mal liefert "Dummy" dabei überraschende, unerwartete Zugänge, originelle, spezielle Blickweisen, ebenso kluge wir provokante Reportagen und Stories. Aufrütteln, experimentieren, den ganzen Handwerkskasten des Blattmachers nutzen, um eine andere Sicht auf die Welt zu werfen " das ist "Dummy". Das ist Independent at its best. Oliver Gehrs buchstabiert Magazinjournalismus auf klassische Weise, aber in neuem Gewand: Relevanz ist, was Du daraus machst.

In den Kategorien "Zeitung überregional", "Zeitung regional" und "Digital Leader" werden Blatt- und Onlinemacher ausgezeichnet, die sich täglich der Herausforderung stellen müssen, in einer immer schneller werdenden Nachrichtenlage einerseits einen seriösen aktuellen Journalismus zu gewährleisten, andererseits für Einordnung und Orientierung zu sorgen. "Dazu kommt", so der LeadAwards-Vorsitzende Markus Peichl, "dass gerade der aktuelle Journalismus Angriffen aus der rechten, populistischen Ecke ausgesetzt ist und sein Selbstverständnis in Frage gestellt wird". Die Macher der großen regionalen und überregionalen Zeitungen sowie der relevanten Onlinemedien stünden unter einem großen Druck, bei dem es "um nicht mehr oder weniger geht als die Erneuerung des Anspruchs auf bedingungslose Meinungs- und Pressefreiheit", so Markus Peichl. Darauf habe die Jury bei der Nominierung in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk gelegt und "Chefredakteurspersönlichkeiten ausgewählt, die vor diesem Hintergrund Herausragendes vollbringen".

Kategorie Zeitung überregional
Gold - Blattmacherin des Jahres in der Kategorie "Zeitung überregional": Marion Horn, Chefredakteurin "Bild am Sonntag"
Jury-Begründung: Die erste Frau an der Spitze der "BamS". Marion Horn beherrscht die Mechanismen des Boulevards, aber sie setzt sie verantwortungsvoll ein, erweitert das Themenspektrum. Große Wirtschaftsreports, Vor-Ort-Berichte von Bundeswehr-Auslandeinsätzen, nicht: "Die Migration ist gescheitert", sondern eine differenzierte Analyse: "Ist sie gescheitert"" Die Dinge groß machen, ihnen Bedeutung verleihen, ohne dabei zu übertreiben " das beherrscht Marion Horn, von der Verheißung sonntäglichen Glücks bis zur Bekämpfung von Alzheimer. Sie hat einen neuen Ton in den Boulevard gebracht und aus der "BamS" eine relevante, ernstzunehmende Zeitung gemacht.

Silber: Kurt Kister und Wolfgang Krach, Chefredakteure "Süddeutsche Zeitung"
Jury-Begründung: Vom Brexit bis zu den Gelbwesten, von Trumps Eskapaden bis zu Deutschlands Koalitionsdramen " keine andere Zeitung begleitet das aktuelle Geschehen genauer, akribischer, tiefgründiger. Kister und Krach halten ihr Blatt auf Erfolgskurs: Informiert, meinungsstark, pointiert, inzwischen auch gut gestaltet. Dazu immer wieder investigative Ganzleistungen. Von den Panama Papers bis zur neuesten, großen Enthüllung, den "Implant Files", die jetzt das Gesundheitswesen erschüttern. Ebenfalls publizistischer Markenkern: Ein kluges, zeitgemäßes Feuilleton, das den anderen, den besonderen Blick auf die Dinge wirft.

Bronze: Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur "Die Zeit"
Jury-Begründung: Früher als jeder andere Blattmacher schuf er einen neuen Typus von Zeitung, die erfolgreiche Antwort auf die digitale Konkurrenz: Aufmacher mit großer Optik, lange Texte, Dossiers, Hintergrundstories, Tiefgang. Vor allem aber dezidierte Meinung, klare Haltung, im Idealfall verbunden mit eigener investigativer Leistung, wie im Fall Dieter Wedel, dem deutschen Me-Too-Mann. Dank italienischer Wurzeln hat di Lorenzo auch keine Angst vor Gefühl. Im Gegenteil: Innerlichkeit, Erziehung, Miteinander, Psychologie: In der "Zeit" ist das Programm, aufbereitet mit intellektuellem Anspruch, das deutsch-italienische di-Lorenzo-Prinzip aus Intuition und Ernsthaftigkeit.

Kategorie Zeitung regional
Gold - Blattmacher des Jahres: Stephan-Andreas Casdorff und Lorenz Maroldt, Chefredakteure "Tagesspiegel"
Jury-Begründung: Die Mittel des Blattmachers voll ausschöpfen, Aufmerksamkeit schaffen, den Ton angeben " das haben Stephan-Andreas Casdorff und Lorenz Marold beim "Tagesspiegel" jahrelang beispielshaft vorexerziert. Vom Titel bis zu den zahlreichen, ausführlichen Sonderseiten, einer "Tagesspiegel"-Spezialität: Zur Bundestagswahl schreiben Exiljournalisten aus Diktaturen über das große Geschenk, frei wählen zu dürfen. In der Beilage Future Mobility führen uns Wissenschaftler in die grüne Zukunft der Fortbewegung. Für die Kulturbeilage "Mehr Berlin" gestaltete jede Woche ein Künstler ein eigenes Kunstwerk, und ein Autor liefert einen doppelseitigen Berlin-Essay. Zum Christopher Street Day bringen Casdorff und Maroldt einen eigenen GLBT- Tagesspiegel heraus. Und Gaulands unsäglichem Vogelschuß-Zitat halten sie keine belehrenden Worte sondern einfach nur die Bilder der schlimmsten Nazi-Verbrechen entgegen.

Silber: Torsten Kleditzsch, Chefredakteur "Freie Presse Chemnitz"
Jury-Begründung: Torsten Kleditzsch macht eine Lokalzeitung, die durch hohes Niveau, zeitgemäßen Journalismus und moderne Printkommunikation überzeugt. Klare, präzise Aufmacher. Gut gestaltete, übersichtliche Infografiken, die komplexe Zusammenhänge durchschaubar machen. Dann der Ernstfall, die große Herausforderung. In Chemnitz tötet ein Syrer einen Passanten. Es kommt zu Ausschreitungen, Aufmärschen von Rechtsradikalen, Gewalt gegen Ausländer. Kleditzsch und die "Neue Presse" reagieren, wie Journalismus nicht besser reagieren kann. Sie verschweigen nichts, sie bauschen nichts auf, sie berichten so unvoreingenommen, wie es gerade noch geht. Sie tun alles, um ihre gespaltene Stadt zusammenzuführen, und holen sogar die Kanzlerin nach Chemnitz, damit sie sich den Bürgern stellt.

Bronze: Michael Bröcker, Chefredakteur "Rheinische Post"
Jury-Begründung: Keine andere Regionalzeitung erhebt entschlossener den Anspruch, auch auf nationaler und sogar internationaler Ebene mitzuspielen. Und keine andere bekommt es besser hin. Michael Bröcker sorgt dafür, dass die "Rheinische Post" seit Jahren Deutschlands meistzitierte Regionalzeitung ist, bestens vernetzt, top informiert, ein Schwergewicht im deutschen Politikjournalismus. Aber auch die Gestaltung und das Storytelling stimmt: Aufwändige Illustrationen, innovative Schaubilder, großzügige, magazinartige Überblicksgeschichten " blattmacherische Kreativität bis zum Formsatz.

Bronze: Lars Haider, Chefredakteur "Hamburger Abendblatt"
Jury-Begründung: Lokaljournalismus mit Mut, Leidenschaft und großer Geste " das ist das "Abendblatt" unter Lars Haider. Beispiel eins: Der G20 Gipfel. Opulente Optik für die Macht, unerschrockene Reporter fürs Chaos, umfassende Hintergrundanalysen für die Leser. Beispiel zwei: Der HSH-Nordbank-Skandal. Intensive Recherche, minutiöse Aufarbeitung, ein Dossier, das tief blicken und den Atem stocken lässt. Beispiel drei: Die Triennale der Fotografie. Das "Abendblatt" widmet ihr eine ganze Ausgabe, gestaltete sie ausschließlich mit den besten Bildern des Fotofestivals. Beispiel vier: Die tägliche Themaseiten. Nicht aufs "Was", aufs "Wie" kommt es hier an. Ungewöhnliche Zugänge, unkonventionelle Blickweisen lassen Offensichtliches in dieser Rubrik plötzlich ganz anders erscheinen. Und dazwischen: Einfach nur eine Schlagzeile. Wachrütteln mit der Kunst des Blattmachers.

Kategorie Digital Leader
Gold " Digital Leader des Jahres: Jochen Wegner, Chefredakteur "Zeit Online"
Jury-Begründung: Digitale Kommunikation nicht als Fluch sondern als Segen begreifen, und sie in allen ihren Möglichkeiten und Facetten durchdeklinieren " so macht Jochen Wegner "Zeit Online". Gleich auf der Startseite nicht nur schnell, sondern auch fundiert und meinungsstark sein. Den redaktionellen Teil mit einer eigenen Foto-Ästhetik und Bildsprache aufwerten, ihn aber gleichzeitig mit interaktiven Gadgets spicken, die das Community-Gefühl stärken, zum Beispiel der kreativ-fürsorglichen Mitmachaktion "Wie fühlen Sie sich heute"". Und: Das Digitale für große, publikumswirksame Aktionen nutzen. Mit "Deutschland spricht" startet Jochen Wegner auf "Zeit Online" eine einzigartige Initiative, die Brücken baut und Spaltungen entgegenwirkt: Tausende Menschen mit völlig unterschiedlichen Haltungen und Einstellungen treffen sich zum Vier-Augen-Gespräch. Alle großen Online-Medien ziehen mit. Dann die vielen redaktionellen Beiboote, die "Zeit Online" zu einem regelrechten Digital-Kanal machen: Zum Beispiel "Zett", das bunte, vielfältige Angebote für die junge Community. Oder Z2X, die großangelegte Debattenplattform, in der Menschen unter 30 ihre Träume und Visionen teilen, um sich einmal im Jahr live und wahrhaftig zum Z2X Visionärs-Kongress zu treffen. Oder der Podcast "Alles gesagt", ein Talkmarathon, zu dem Jochen Wegner und sein Zeit-Magazin Kollege Christoph Amend alle zwei Wochen einen Politiker oder Prominenten einladen, um mit ihm solange zu reden, bis der Gast selig oder entnervt sagt: "Jetzt habe ich nichts mehr zu sagen".

Silber: Jan-Eric Peters, Chefredakteur "Upday"
Jury-Begründung: Maßgeschneiderte Information, ein Themen-Butler, der die News vorsortiert und feinsäuberlich zurecht legt: Genau das ist "Upday", die Innovation in der medialen Online-Kommunikation. Mit "Upday" hat Jan-Eric Peters die erste großangelegte Online-Plattform für kuratierte Nachrichten und Meldungen geschaffen " und damit einen enormen Erfolg gelandet. In kürzester Zeit ist der Newsservice aus dem Springer-Verlag, der auf allen Samsung-Mobilgeräten fix als App installiert ist, zum meistgeklickten Onlineangebot in Deutschland avanciert. Die Meldungen und Beiträge sucht "Upday" aus allen relevanten Onlinemagazinen und Newsdiensten heraus, fasst sie kurz und übersichtlich zusammen und schickt sie nach Nutzerwunsch aufs Handy und Tablett. Das Ganze gibt es mittlerweile für ein Dutzend europäische Länder, von Frankreich über Großbritannien bis Polen und Tschechien. Jan-Eric Peters und "Upday" - Conveiniance ist King.

Bronze: Susann Hoffmann und Nora-Vanessa Wohlert, Geschäftsführerinnen "Edition F"
Jury-Begründung: Susann Hoffmann und Nora-Vanessa Wohlert, Geschäftsführerinnen "Edition F". Wenn jemand in Deutschland weiß, wie Community funktioniert, dann sind es Susann Hoffmann und Nora-Vanessa Wohlert. Mit "Edition F" haben sie die schlaueste, pfiffigste und zeitgemäßeste Onlineplattform für Frauen geschaffen. Zum Informieren, Networken, Sich-Austauschen und Mutmachen. Der inhaltliche Teil klar und konsequent in nur zwei Themenbereiche gegliedert: Redaktionsartikel und Communityartikel. Mit der Konsequenz, dass bei "Edition F" aus der Community mehr hochgeladen wird als anders wo. Dazu seit neuestem die "Female Future Force". Eine Onlineplattform, auf der sich Communitymitglieder von Experten coachen lassen können und untereinander mit Empfehlungen weiterhelfen. Einmal im Jahr obendrein der FFF-Day, der "Female-Future-Force"-Day, bei dem das umfassende Networking und Coaching-Programm vertieft und live erlebbar wird. Sucess ist der neue Sex " Hoffmann und Wohlert zeigen es smarter und sympathischer als alle anderen.

"Insgesamt konnte die Jury vor allem eines feststellen", fasst Markus Peichl die diesjährigen LeadAwards zusammen: "Die Print- und Onlinebranche nimmt die Herausforderungen der medialen, kulturellen, technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen mit Entschlossenheit an. Sie hält mit smarten, klugen Ideen dagegen, igelt sich nicht ein und ist offen für neue, andere Wege. Selten gab es so viele inhaltliche Auseinandersetzungen, innovative Kraftanstrengungen und neuartige Formate " von den "Panama Papers" über "Deutschland spricht" bis zur Chemnitz-Aufarbeitung direkt vor Ort in den lokalen Medien. Jeder der diesjährigen LeadAwards-Nominierten verdient es, gewürdigt zu werden".

Neben der Porsche AG zählen zu den Sponsoren der LeadAwards der "Spiegel", die "Süddeutsche Zeitung", die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die "Zeit" und die DuMont Mediengruppe. Die Veranstaltung wird durch die Freie und Hansestadt Hamburg gefördert und möglich gemacht.

Rückfragen:
Eva Wienke
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